Bis morgen! Ihr Bestellservice

wurde 2008 als interaktive Installation für das Kunstfestival 48 Stunden Neukölln konzipiert und setzt Vorstellungen und Wünsche der Bevölkerung von Neukölln visuell um.

Glück ist das, was sich Menschen unter Glück vorstellen

Alfred Bellebaum, Soziologe und Glücksforscher

Helge D. sagt

Ich wünsche mir kleine UFOs, die die Hundehaufen in Luft auflösen.

Aisha C. sagt

Es müsste so Pillen geben und dann kann man alle Sprachen sprechen und verstehen.

Medizinerinnen sind überzeugt: innere Bilder wirken auf das Immunsystem. Psychologen und Architektinnen vertrauen auf die Kraft der Vorstellung.

Glücksratgeber, die ein allgemeines Bedürfnis nach allgemeingültigem Lebenswissen befriedigen möchten, empfehlen als vorderste „Anleitung zum Glück“:

Visualisieren Sie Ihre Ziele!

 Je konkreter die Vorstellung vom Zielzustand, umso klarer halten Sie sich das Ziel jederzeit vor Augen. Je klarer die Vorstellung, umso greifbarer das Ziel. Je greifbarer das Ziel, umso höher die Motivation, die letzte Schritt zu diesem Ziel in Angriff zu nehmen.“

Soft Scills für Young Professionals, Moritz/ Rimbach

Oft mögen solche Weisheiten von höchster Banalität und Naivität sein.

„Bis morgen! Ihr Bestellservice“ nimmt sie wörtlich und setzt Vorstellungsbilder der Neuköllnerinnen und Neuköllner um.

Jana K.: „…ich hätte gern ein bisschen friedliches Multikulti, ich hätte gern duftende Basare und kultivierte junge Türkenmänner,die sich im Stil von Oscar Wilde die Basecaps vom Kopf nehmen und einen schönen Tag wünschen, ihren Müttern die Rollwägelchen abnehmen und friedlich plaudernd nach Haus wandern…“

Ich sammele Wünsche und Visionen, die von Anwohnenden zu Neukölln formuliert werden. Eine Wertung wird dabei bewusst vermieden.

Aufgenommen wird zunächst einmal jede Idee, unabhängig von ihrer Realisierbarkeit oder Realitätsnähe…

Inge T.: „dass Buschkowsky sagt: Multikulti beginnt jetzt!

Um einen möglichst repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung in diesem Stadtteil zu erhalten, lege ich Ankündigungsflyer und „Wunschzettel“ auch in der türkischen Sprache aus.

Die  Inszenierung entwirft eine Welt zwischen objektiver Perspektive und subjektiver Fiktion.

Ausgewählte Szenerien werden in verschiedener Form visualisiert: als Fotomontagen, als Fotografien nachgestellter Szenen oder als Modellobjekte. Diese Arbeiten werden in die Installation integriert und ausgestellt.

Aus individuellen (Ideal-)Vorstellungen und Visionen Einzelner entstehen Auszüge einer gemeinsamen (glücklichen?) Utopie.


 

Wir hätten hier sehr gern weitere Bilder der Aktion gezeigt, wurden aber von einer bekannten Abmahnungs-Anwaltskanzlei aus München daran gehindert, unsere eigenen Fotos zu veröffentlichen.

Martina Becker